…und er bewegt sich doch…

Tourziel: Ruggå (Gemeinde Fjord, 512m. ü.d.M)

Länge total: ca. 3,0 km ab/bis Parkplatz am Bauernhof Hauge

Parken: kostenloser Parkplatz am Bauernhof Hauge oberhalb des Weilers Fjørå (Navigationscode: 62°18’03.3″N 7°18’53.5″E)

Schwierigkeitsgrad: Leicht

Gehzeit: ca. 1 Stunde (Hin/Zurück)

Kurzbeschreibung: Kurzer und entspannende Spaziertour zum Felsen Ruggå. Auch auch gut für Kinder geeignet, allerdings nicht für Kinderwagen)

Tourbeschreibung: Einen abwechslungsreichen Tag erleben. Das ist der Wunsch vieler Anfragen von Kreuzfahrttouristen, wenn es um die Gestaltung eines individuellen Tagesausfluges in Geiranger geht. Möglichkeiten gibt es da viele. Wenn es aber um kurze Wanderungen geht, die noch dazu in ein Tagesprogramm eingebunden werden soll, wird es schnell schwierig. Auβer dem schon früher beschriebenen Storsæterfossen und dem Fossestigen- beides direkt in Geiranger – gibt es kaum Alternativen, die gleichzeitig nicht zu zeitaufwändig, nicht zu schwierig oder gut erreichbar sind.

Wie immer bei solchen Dilemmas helfen ortskundige Kollegen. In diesem Falle war es Stian, der auf einer Obstplantage in der Nähe von Valldal aufwuchs. Naturgemäβ kennt er sich also bestens in/um Geiranger aus.

Nun ist es für gewöhnlich eine Definitionssache, was man unter einer “kurzen Wanderung” versteht. Für Stian sind das Touren die 3-4 Stunden dauern – basierend auf seiner Kondition was in diesem Fall ein nicht ganz unwesentlicher Aspekt ist. “Und was ist mit dem Ruggå?”, fragte er schlieβlich. Davon hatte ich noch nie gehört und nach einer kurzen Beschreibung von Stian war klar, dass ich mir dieses Ziel mal genauer anschauen sollte.

Gedenkstaette des Tafjordungluecks von 1934

So fuhr ich also am Sonntag darauf schon recht früh los. Nach guten 90 Minuten Fahrzeit erreichte ich Valldal. Während die moisten Fahrzeuge hier nach links zum Trollstigen hinauffuhren, ging es fuer mich durch den ca. 1,2 Kilometer langen Fjøretunnel und weiter auf dem Fylkesveien FV92 am Tafjord entlang bis nach Fjørå. Am Ortseingang des kleinen Weilers gabelt sich die Straβe. Statt weiter dem FV92 am Fjord entlang zu folgen, hielt ich mich links und kam dadurch auf den Fylkesvei FV93, der sich vom Fjord weg den Berg hinaufschlängelt. Schon kurz nach der Weggabelung passiert man eine etwas unscheinbare Gedenkstätte, die an das Tafjordunglück aus dem Jahr 1934 erinnert.

Historisches Bild unmittelbar nach dem Unglueck (Quelle: VisitNorway)

Wie an mehreren anderen Stellen in Norwegen war auch am Tafjord eine Felsformation in Bewegung greaten. Der Riβ im oberen Teil des Berges Langhammeren war seinerzeit bereits seit mehreren Jahrzehnten bekannt. Vielleicht hatte man deshalb die Aussagen einiger junger Sennerinnen nicht so ernst genommen, die im Herbst zuvor von einer deutlichen Vergröβerung dieses Risses berichteten. In der Nacht zum 07. April rutschten so ohne Vorwarnung etwa 3 Millionen Kubikmeter Gestein aus einer Höhe von 730m in den Tafjord, was zu einer Flutwelle von bis zu 63m Höhe führte. Insgesamt 40 Menschen in Fjørå und Tafjord kame mums Leben, so daβ das Tafjordunglück zu den schlimmsten Naturkatastrophen Norwegens zählt.

Soweit der kurze Exkurs. Ich folge dem FV93 immer weiter aufwärts, bis ich mich ein paar Haarnadelkurven und gut 4 Kilometer später auf einem neu angelegten Parkplatz wiederfand. Der Parkplatz liegt herrlich zwischen zwei Bauernhöfen auf einer Höhe von 383m ü. M. Ein Wanderwegweiser und auch die erstaunlich hohe Anzahl von Fahrzeugen auf dem Parkplatz zeugt davon, daβ hier der Ausgangspunkt zahlreicher Wanderungen ist. Laut Stians Beschreibung sollte mich eine kurze und leichte Tour erwarten. Zwischen dem Wohnhaus und der Scheune des westlichsten des dem Parkplatz gegenüberliegenden Bauernhofs geht es zunächst auf einem unbefestigten Feldweg zwischen Wiesen und Feldern leicht bergauf. Das Panorama auf den tiefblau schimmernden Tafjord und die steil aufragenden Felswände ist einfach grandios.

Nach zwei Kehren zum Anfang schwenkt der Weg dann nach Norden und erreichte ca. 600m den Waldrand. Hier endet auch der Feldweg und geht in einen schmalen Pfad über, der nun durch eine im Wald gelegene Schafweide führt. Lediglich 100 Meter später schwenkt der Weg nach Westen und begibt sich auf die angenehm zu gehende Zielgerade. Die kleine Picknickhütte, die vor ein paar Jahren von einem Verein Freiwilliger am Endpunkt der Wanderung errichtet wurde, sieht man bereits aus einiger Entfernung. Sie steht an einer kleinen Waldlichtung und ist im Normalfall für die Allgemeinheit geöffnet. Unmittelbar hinter der Hütte liegt dann der Ruggå. Der etwa 1,80m hohe und ziemlich runde Stein liegt da, als hätte die Natur vergessen, ihn irgendwann einmal ins Valldalen hinabrollen zu lassen. Nun galt es natürlich, sich zu vergewissern, dass der sich Ruggå trotz seiner Gröβe tatsächlich bewegen läβt. Zwar gestaltete sich das hinaufklettern als etwas umständlich (was allerdings höchstwahrscheinlich meinen limitierten Kletterkünsten geschuldet war), aber am Ende kann ich tatsächlich bestätigen, daβ sich der Ruggå schaukeln läβt. Um die Aussicht hinab ins Tal ist auf sich wirken zu lassen, braucht es diese Kletteraktion indes nicht.




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