Der November ist nun wahrlich nicht der Wonnemonat in Westnorwegen. Die Tage sind schon sehr kurz und es regnet normalerweise ungewöhnlich viel. Der Golfstrom jagt ein Tiefdruckgebiet nach dem anderen vom Westen her über den Atlantik und sorgt so unermüdlich für immer neuen Nachschub an Wolken, die sodann schwer und tief zwischen den Bergmassiven hängen bleiben. Obwohl Sunnmøre deutlich unterhalb des Polarkreises liegt, gibt es Tage, an denen es nicht richtig hell wird.
Kein Wunder also, dass Touristen um diese Jahreszeit einen grossen Bogen um Sunnmøre machen. Stürme bringen die Fahrpläne von Fähren bzw. Hurtigbåten durcheinander und sowohl Eingeborene als auch Eingewanderte verlegen ihre Freizeitaktivitäten, wenn irgendwie möglich, nach innen.
Im Herbst beginnt aber auch die Handballsaison. Turniere und Serienspiele erstrecken sich über die gesamte Region, so dass man die eigenen 4 Wände somit hier und dort auch mal verlassen muss. Ein solches Handballturnier fand letztes Wochenende in Fosnavåg in der Inselgemeinde Herøy statt.
Zu gerne wollte ich bei dieser Gelegenheit die Chance zu einer kurzen Wandertour auf der Insel Nerlandsøya nutzen. Da
aber das Wetter zu unsicher war, beliess ich es bei einer Spritztour mit dem Auto. Nerlandsøya ist – obwohl etwa dobbelt so gross – die nahezu unbekannte Schwester der gleich neben ihr liegenden Vogelinsel Runde. Sie fristet ein unter Touristen weitgehend unbekanntes Dasein, was ihr absolut nicht gerecht wird. Nerlandsøya gehört zu den Sørøyane («Südinseln») und ist von Fosnavåg in nur wenigen Minuten mit dem Auto über die FV20 zu erreichen. Die Nerlandsøybrücke stellt die Verbindung zu Fosnavåg her und ist schon für sich genommen eine Befahrung wert. Gleich hinter der Brücke befindet sich mit Kvalsund der Hauptort Nerlandsøyas. Hier wurden 1920 die Reste eines Wikingerbootes etwa aus der Zeit zwischen 800-1.050 n. Chr. Gefunden, dessen Replik in Ålesund im Sunnmøremuseum zu bestaunen ist.
Ich entschied mich, zunächst entlang der Westseite der Insel zum Dörfchen Kvalsvik zu fahren.
Die Strasse verläuft direkt an einer ziemlich spektakulären Steilküste, die sich augrund der gerade vorherrschenden «steifen Brise» ordentlich gegen die hohe Brandung wehren musste. In Kvalsvik bog ich dann scharf nach links in einen kleinen asphaltierten Weg ein, der in Deutschland allenfalls als landwirtschaftlicher Nutzweg durchgehen würde. Dieses einspurige Strässchen mündete nach einem guten Kilometer in einen etwas überdimensioniert wirkenden Park-, Aussichts- und Wendeplatz.
Die Aussicht von hier oben aber ist fantastisch. Bis hinüber zur Halbinsel Stad reicht der Blick an klaren Tagen. An dem Sonntag meines Besuches aber konnte man nicht ganz so weit sehen. Unterhalb des Parkplatzes rollten hohe Wellen in die Mulevika-Bucht , so dass es mich schon reizte, hinabzuklettern. Da das Wetter aber so schlecht und sich meine Ausstattung heute nicht zum Wandern eignete, machte ich mich auf den Weg zurück nach Kvalsund.
Dort aber wählte ich (noch) nicht den Weg zur Brücke sondern schaute mit die Stichstrasse nach Koparstad ganz im Süden Nerlandsøyas an. Die Strasse selbst ist nicht sonderlich spannend, der Weiler Koparstad ist aber Ausgangspunkt für Wanderungen auf den Skagetåa und das Rjåhornet.
Alles in Allem ist Nerlandsøya eine weitgehend unbekannte Perle Sunnmøres. Zwar präsentierte sich die Insel mir aufgrund des Wetters nicht sehr freundlich, aber ich werden definitiv im Frühling wiederkommen. Dann bei schönem Wetter und mit meinen Wanderschuhen, so dass ich die Insel erwandern kann. Ich werde ganz sicher darüber berichten.
Dirk, 18.11.17
Antworten
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.